Es war ein unglaublich schönes Gefühl, wieder in der Halle zu stehen.
Nicht zum ersten Mal – schließlich bin ich schon viele Jahre im Aikido aktiv. Doch diesmal war die Konstellation eine ganz andere. Jahrelang war ich Jugendleiter und Kindertrainer. Gemeinsam mit einem super Team von Beitrainern haben wir es geschafft, im Aikido-Club des VfL Sindelfingen eine in Baden- Württemberg einzigartige Kindergruppe für Teilnehmende ab fünf Jahren aufzubauen und über 20 Jahre lang erfolgreich zu erhalten.

Doch diesmal lautete die Einladung auf dem Plakat: „Mindestalter: 55 Jahre“. Natürlich überprüfen wir das nicht strikt, ebenso wenig, ob jemand tatsächlich den aktiven Teil seines Berufslebens hinter sich gelassen hat. Aber die Zielgruppe war somit von uns, Chriatina Bartel (Aikido), und Heike Rüter („Frohes Alter Sindelfingen e.V. – Gemeinschaft für aktive Menschen.) definiert.
Heike Rüter übernahm direkt das Administrative: Plakate gestalten, Werbung machen, die Presse informieren und Termine koordinieren. Wir, Trainer Andreas Bartel, 2. Dan Aikido und ich, wiederum konzentrierten uns darauf, den Kursinhalt zu gestalten: Wie viel Zeit braucht das Aufwärmen? Welche Balanceübungen und Elemente der Sturzprophylaxe sind sinnvoll? Welche Aikido-Techniken eignen sich für ältere Anfänger? Wie vermitteln wir theoretisches Hintergrundwissen, ohne die Teilnehmer zu überfordern?
Auch praktische Fragen wurden bedacht: Wie nehmen wir Ängste und zerstreuen Bedenken? Wie wecken wir Freude an einem Sport, der längst nicht so bekannt ist wie Fußball, Tennis oder Gymnastik?
Finanzielle Hürden sollten ebenfalls vermieden werden. Deshalb entschieden wir uns für einen möglichst einfachen Einstieg: Keine spezielle Ausrüstung, keine teuren Anschaffungen – bequeme Kleidung mit langen Ärmeln und Beinen reicht völlig aus. Und die Kursgebühr von 15 Euro für alle sieben Einheiten sollte die Hemmschwelle so niedrig wie möglich halten.
Wir bekamen auf die Ankündigung in Presse und auf Flyern schon vor dem ersten Termin einige Kontakte mit Interessierten, rechneten aber damit, dass nicht alle, die uns geschrieben oder angerufen hatten, auch tatsächlich kommen würden. Deshalb hielten wir uns bei der Vorbereitung der Mattenfläche zurück – etwa 100 m² erschienen ausreichend, ohne zu abschreckend zu wirken. Doch damit hatten wir uns gründlich verschätzt: Fast 30 Teilnehmer erschienen! Die ursprünglich vorbereitete Fläche war damit fast schon zu klein – es erinnerte an das „Telefonzellen-Aikido“, ein Begriff, den Meister Martin Glutsch einst bei einem Lehrgang prägte.

Zum Glück verfügt der Aikido-Club nicht nur über zusätzliche Matten, sondern auch über weitere engagierte Beitrainer. Während des ersten Trainings konzentrierte sich Andreas auf die grundlegenden Bewegungsabläufe im Aikido: Sabaki, Irimi-Ashi und Tenkan-Ashi – ideale Übungen, um das Gleichgewicht der Teilnehmer zu stärken.
Obwohl der Schwerpunkt des Kurses auf Fallschule und Sturzprophylaxe liegt, standen keine Wurftechniken auf dem Programm. Stattdessen übten wir die Hebeltechnik Ude-Osae, mit der ein Angreifer am Boden fixiert werden kann.
Die erste Stunde verging wie im Flug. Hätten nicht die Jugendlichen bereits vor der Halle gewartet, um mit ihrem eigenen Training zu beginnen, hätten wir wohl noch länger geübt. Doch das nächste Training mit der Gruppe 55 Plus steht schon bevor – und wir freuen uns darauf!