Prüfer im Doppelpack

Eine Prüfung auf Orange ist nicht ohne – alle Techniken für die bisherigen Prüfungen müssen einwandfrei als Wiederholung präsentiert werden. Sollten sich hier Mängel zeigen, ist die Prüfung sofort beendet.

Aus diesem Grund sind beide prüfungsberechtigten Dane – Andreas Bartel (2. Dan) und Michael Stolz (1. Dan) – ins Dojo gekommen.

Zur Prüfung auf Gelb trat Megan Hargreaves mit Partnerin Lena Morgenroth an. Megan ist durch eine gerade überstanden Knie-OP noch etwas gehandicapt, beugt das Knie aber, soweit es die Bandage zulässt und noch angenehm ist. Aber für die Prüfer ist es auch wichtig, dass sie die Körperlichen Voraussetzung des Prüflings berücksichtigen – es wäre ungerecht von 10-Jährigen das gleiche zu erwarten wie von 25- oder 70-Jährigen. Auf Orange traten Lena und Leon Jusztusz an.

Lena und Leon sind beide seit mehreren Jahren aktiv im Aikido und darüber hinaus engagierte Kindertrainer. So lernen sie bei Michael und Andreas und geben dieses Wissen an jüngere Vereinskameraden in hervorragender Weise weiter. Man lernt besonders viel dadurch anderen selbst etwas beizubringen.

Während einer kurzen Verschnaufpause dozierte Andreas, „Ihr müsste euch Eselsbrückenbauen“ – so lernen sich Bewegungen am leichtesten. Michael verwies auf die letzten Trainings-einheiten – da hatten die Prüflinge Lena und Leon noch einmal das Prüfungsprogramm durchgenommen.

Für welches Prüfungspaar die Prüfung anstrengender war, möchte ich nicht beurteilen – Lena und Megan mussten sich gegenseitig angreifen – zweimal das Gelbprogramm zeigen und dann weiter mit „Orange“ machen. Leon wurde die ganze Zeit von Hendrik Süberkrüb angegriffen, hatte aber bereits um 15 Uhr Matten gelegt, die Zwergenkinder betreut und bei den Aikidokindern geholfen – ein langer Tag auf der Matte (gerade ist es ca. 18:30 Uhr!).

Alle 3 Prüflinge haben ein durchgängig hohes Aikido-Niveau gezeigt. Man spürt bei allen dreien deutlich, dass sie Techniken nicht nur für den Prüfungstermin angelernt und unreflektiert wiedergegeben werden, sondern eine Verinnerlichung stattgefunden hat, die eine gute Basis für ihre weitere Entwicklung im Aikido bildet.

Weiterer Trainer C

Pünktlich um 18 Uhr beginnt Michael Stolz – wie fast an jedem Freitag – in der Sporthalle der Realschule am Klostergarten das Jugendtraining. Diesmal mit den Worten: „Wenn ich heute nicht ganz so viel mecker wie sonst, liegt das daran, dass ich einfach müde bin ;-)“

Er verbrachte die ganze Woche auf dem Prüfungslehrgang für die C-Lizenz in der Landessportschule in Ruit. Genau genommen ist es der „staatlich anerkannte nebenberufliche Trainer C Breitensport in der Sportart Aikido mit dem Profil Erwachsene“, welcher vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ausgestellt wird. Die Prüfungskommission bestand aus einer Vertreterin des Württembergischen Landessportbundes (WLSB), einem Vertreter des Landesministeriums für Kultus, Jugend und Sport sowie zwei Aikido-Experten. Insgesamt stellten sich 24 Prüflinge aus der ganzen Bundesrepublik der Kommission. Unter anderem wurden sportbiologische Grundlagen, Trainingslehre und Sportpädagoik schriftlich und praktisch geprüft. Dazu gehören auch die Themen Dehnen, Kräftigung und Koordinationstraining – Dinge, die ein Aikido Training bereichern und viele Vorteile außerhalb der Trainingshalle bieten. Als Vorbereitung dienten zwei weitere Wochenlehrgänge in den letzten 12 Monaten, in denen Theorie und Praxis behandelt wurden. Nicht zu vernachlässigen ist aber die kontinuierliche praktische Erfahrung im wöchentlichen Trainingsbetrieb.

Der Aikido-Club im VfL Sindelfingen ist besonders stolz auf Michael, da er fast sein ganzes Leben lang im Aikido unterwegs ist: 2000 hat er im Alter von 8 Jahren in Sindelfingen begonnen und engagierte sich im Teenageralter als Co-Trainer bei den jüngeren Aikidoka. 2016 legte er unter dem Vorsitz von  Martin Glutsch seine Prüfung zum ersten Dan ab. Seit mehreren Jahren übernimmt er auch die Leitung des Jugend- und gelegentlich des Erwachsentrainings. Für diese vorbildliche Aikidokarriere ist viel Fleiß, Talent, Disziplin und Engagement nötig. Michael wählt sich seine Lehrer und Vorbilder sowie die entsprechenden Lehrgänge sorgfältig aus, trainiert konzentriert, nimmt sich aber auch viel Arbeit mit nach Hause: Er prüft Inhalte auf ihre Sinnhaftigkeit, reflektiert sie, modifiziert sie aber auch. Diese gibt er dann anschaulich und angemessen formuliert weiter. Er unterrichtet souverän und empathisch Jugendliche im sogenannten „schwierigen Alter“, aber auch Erwachsene wie “Lebensältere“, die seine Eltern sein könnten. Er holt alle bei ihrem Leistungsstand ab und fördert und fordert in jedem Einzelfall angemessen.

Wir gratulieren ganz herzlich zur bestandenen Prüfung und freuen uns auf die nächsten Trainingsstunden.